Logistik News KW 46 2022
Halbleiter: Wie die Logistik Engpässe vermeiden helfen kann
Vor dem Hintergrund der jüngsten Halbleiterengpässe hat Logistikdienstleister DHL am 17. November einen Bericht mit dem Titel „Resilience of the Semiconductor Supply Chain“ (Resilienz der Halbleiterlieferkette) veröffentlicht. Für den Bericht wurden einer Pressemitteilung zufolge Gespräche mit Supply Chain Managern aus unterschiedlichen Branchen geführt, um herauszufinden, in welchen Bereichen Unternehmen ihre Halbleiterlieferketten anpassen, um diese weniger störanfällig zu machen und ihre Flexibilität zu steigern. Vier Themen kristallisierten sich laut DHL heraus: beschleunigte Digitalisierung, intensivere Kooperation und Kollaboration, robuste Produkt- und Bestandsstrategien sowie Nachhaltigkeit. Darüber hinaus zeige der Bericht Möglichkeiten für Logistikanbieter auf, Unternehmen bei der Optimierung ihrer Supply-Chain-Resilienz zu unterstützen, heißt es.
„Der Bedarf an Halbleitern wird weiter zunehmen, während das Marktumfeld in Bewegung bleibt. Daher brauchen wir Lieferketten, die sowohl stabil als auch agil sind, um die weltweiten Warenströme am Laufen zu halten. Als größtes Logistikunternehmen der Welt sind wir entlang der gesamten Lieferkette tätig“, sagt Alexander Gunde, der bei DHL Customer Solutions and Innovations für den Technology Sector zuständig ist.
Zentral für neue Halbleiterfabriken
Nachdem Lieferkettenstörungen 2020 und 2021 zu Umsatzeinbußen von mehr als 500 Milliarden US-Dollar weltweit geführt haben, erwartet Deloitte, dass Unternehmen der Halbleiterindustrie ihre Investitionen verdoppeln. 2022 sollen sie nach Einschätzung des Beratungsunternehmens 99 Milliarden US-Dollar ausgeben, um ihre Produktionskapazitäten zu erhöhen und die wachsende Nachfrage zu bedienen. Parallel laufende Anlagenbauprojekte in mehreren Regionen stoßen auf Schwierigkeiten bei der frist- und budgetgerechten Lieferung von Produkten. Logistikunternehmen können der Halbleiterindustrie bei der Koordination komplexer Abläufe wie einer parallelen Lieferung, Einrichtung und Wartung von Anlagen und Maschinen aus verschiedenen Quellen helfen.
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Anhand von Gesprächen mit Supply Chain Managern aus verschiedenen Branchen hat DHL vier zentrale Ansätze identifiziert, die Unternehmen helfen können, ihre Resilienzziele zu erreichen:
Digitalisierung: Zeitnahe, detaillierte Daten zu Sendungen, Beständen, Transportmitteln und Zulieferern sorgen für die nötige Transparenz in der Halbleiterlieferkette und liefern wertvolle Erkenntnisse. Datenanalysen verbessern die operative Effizienz sowie Entscheidungsprozesse. Analysetools können Logistikprozesse unterstützen, indem sie Transportabläufe und Lagerbetrieb transparenter machen und den Unternehmen eine ganzheitliche Sicht der Lieferkette ermöglichen.
Kooperation und Kollaboration: Engpässe bei den Transportkapazitäten und der Versorgung mit Investitionsgütern in der Halbleiterlieferkette lassen sich am besten gemeinsam mit Logistikanbietern angehen. Mit der Ausweitung dieser Partnerschaften entstehen weltweit integrierte und zentral gesteuerte Netzwerke, die die Resilienz erhöhen.
Robuste Produkt- und Bestandsstrategie: Die Umstellung auf zusätzliche Reservebestände, flexiblere Fulfillment-Netzwerke und einfachere Produktlinien in der Halbleiterlieferkette erfordert eine gezielte Unterstützung. Logistikanbieter können zum Beispiel zusätzliche Lagerkapazität, neue Standorte für die Lagerhaltung und Datenanalysen zu Lagerbeständen bereitstellen.
Nachhaltigkeit: Die Unternehmen konzentrieren sich darauf, ihre Umweltauswirkungen zu minimieren und zugleich die Resilienz der Halbleiterlieferkette zu maximieren, während Logistikanbieter Daten zu den Emissionen aus Transport und Lagerhaltung bereitstellen können. Sie können Ladungen, Routenführung und Transportlösungen optimieren, nachhaltige Technologien wie Elektro-Lkw und alternative Kraftstoffe einsetzen sowie bei der Entwicklung von Initiativen für geschlossene Logistikkreisläufe und die Kreislaufwirtschaft helfen.
Quelle: https://logistik-heute.de/
Transport- und Logistikindustrie besonders insolvenzgefährdet
Über 300.000 Unternehmen haben in Deutschland derzeit finanzielle Probleme. Das zeit eine aktuelle Auswertung des Informationsdienstleisters CRIF. Besonders gefährdet: die Transport- und die Logistikindustrie.
Für die Analyse hat CRIF knapp 3 Millionen Unternehmen in Deutschland hinsichtlich ihrer Kreditwürdigkeit beziehungsweise Finanzkraft untersucht. Dazu gehören unter anderem Angaben in den Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen, Umsatzzahlen, Zahlungserfahrungen oder gerichtliche Negativmerkmale.
Die Anzahl der finanzschwachen Unternehmen steigerte sich im November 2022 laut Analyse im Vergleich zum März 2022 um 15,6 Prozent. Demnach haben derzeit 301.516 Unternehmen beziehungsweise 10 Prozent der Firmen in Deutschland ein erhöhtes Insolvenzrisiko.
„Die hohen Energiekosten, die bestehenden Probleme in den Lieferketten und die Inflation machen vielen Unternehmen zu schaffen“, sagt CRIF-Deutschland-Geschäftsführer Dr. Frank Schlein. „Hinzu kommt die Konsumzurückhaltung bei den Verbrauchern, die aufgrund der hohen Energiepreise und der Inflation weniger Geld zur Verfügung haben. Die resultierenden Kaufkraftverluste belasten die Unternehmen ebenfalls.“
Aktuell sind vor allem energieintensive Branchen insolvenzgefährdet. Neben den viel zitierten Bäckereien gehören auch die Keramik- und Glasindustrie, Papierhersteller oder die Transport- und die Logistikindustrie dazu. Auch das Handwerk ist aufgrund der
Energiekrise besonders insolvenzgefährdet. Hinzu kommen Unternehmen aus der Gastronomie, der Getränkeherstellung, Friseursalons sowie Garten- und Landschaftsbauer. In diesen Branchen gab es bereits im Jahr 2022 zum Teil deutliche Anstiege bei den Firmeninsolvenzen.
„Aktuell gehen wir von 14.500 Firmeninsolvenzen im Jahr 2022 aus. Das ist ein Plus von 3,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum“, so Schlein. CRIF erwartet auch 2023 mehr Insolvenzen. Die Prognose geht für das Jahr 2023 derzeit von 17.000 Firmeninsolvenzen aus – ein Plus von 17,2 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022.
Anteil insolvenzgefährdeter Unternehmen steigt um 15,6 Prozent
Beim Blick auf die regionale Verteilung der Firmen mit hohem Zahlungsausfall- bzw. Insolvenzrisiko zeigen sich große Unterschiede. In absoluten Zahlen stehen Nordrhein-Westfalen (65.360), Bayern (37.063), Baden-Württemberg (33.675) und Niedersachsen (26.278) an der Spitze der Statistik der Bundesländer mit den meisten finanzschwachen Unternehmen. In Bremen (2.998) und im Saarland (3.002) gibt es absolut vergleichsweise wenig Firmen mit einem erhöhten Zahlungsausfallrisiko.
Bezogen auf die Firmendichte geht die höchste Insolvenzgefahr derzeit jedoch von Unternehmen in Sachsen-Anhalt aus. Aktuell sind 18,1 Prozent der Unternehmen dort in einer finanziellen Schieflage und somit von einer drohenden Zahlungsunfähigkeit betroffen. Aber auch in Berlin (14,8 Prozent), Sachsen (14,5 Prozent) und in Bremen (14,4 Prozent) sind deutlich mehr Unternehmen von einer Insolvenz bedroht als im Bundesdurchschnitt. Prozentual betrachtet geht ein geringeres Risiko von Unternehmen in Bayern aus. Hier gelten nur 6,5 Prozent der Unternehmen als finanzschwach.
In 15 Bundesländern ist die Zahl insolvenzgefährdeter Unternehmen seit März 2022 angestiegen. Am stärksten in Bremen mit einem Plus von 41,4 Prozent. Deutlich mehr insolvenzgefährdete Unternehmen gab es auch in Berlin (plus 30,3 Prozent), Thüringen (plus 26,4 Prozent) und in Hamburg (plus 23 Prozent).
Es gibt in der Praxis typische Verhaltensmuster, die frühzeitig auf eine prekäre Situation von Unternehmen hinweisen:
eine schlechtere Zahlungsmoral,
ein verändertes Bestellverhalten,
eine häufige Änderung in der Geschäftsführung, Bankverbindung oder Firmierung
Zahlungen werden durch ungerechtfertigte Mängelrügen hinausgezögert,
mündliche Zusagen werden gebrochen,
es werden häufig Rechnungskopien angefordert,
betroffene Unternehmen leisten sich keine Neuanschaffungen mehr und nutzen veraltete Produktionsanlagen.
Verbrauch von Eigenkapital über Jahre hinweg oder
die mehrfache Erhöhung der Kreditlinie (Fremdkapitaleinsatz).
Quelle: https://www.mm-logistik.vogel.de/
Routenplaner: KI plant Strecke anhand von Lkw-Maßen
„PTV Truck Navigator G2“ heißt die neue Generation der Navigations-App von des Anbieters PTV, die ein individuelles Lkw-Routing bieten und Unternehmensangaben zufolge Lkw-Attribute wie Fahrzeuggröße und -gewicht sowie Lkw-spezifische Einschränkungen wie Tunnel und Umweltzonen berücksichtigen soll. Das Online-Kartenmaterial wird dazu direkt vom TomTom Serverpark abgerufen. Laut Anbieter werden historische Verkehrsmuster und Live-Traffic-Daten genutzt – auch künstliche Intelligenz kommt zum Einsatz zur tageszeitgenauen Routenberechnung und Vorhersage der Stauentwicklung. PTV zufolge soll sich die neue App einfacher sowie intuitiver bedienen lassen. Als weiteren Vorzug nennt der Anbieter die neue Einfeldsuche für die Eingabe von Sonderzielen.
Die mobile App wird für Android angeboten und verfügt nach Unternehmensangaben über eine Programmierschnittstelle zur Anbindung an andere Apps. Der PTV Truck Navigator G2 soll gerätunabhängig nutzbar sein. Neben der Onlinenavigation ist geplant, dass die App künftig auch Offlinekarten anbietet, die lokal auf dem Navigationsgerät gespeichert werden können. Ein Vorteil solcher Hybridkarten: Laut PTV soll sich nicht nur der Datenverbrauch minimieren lassen, sondern es soll auch in abgelegenen Gebieten mit schlechter mobiler Datenabdeckung die nahtlose Navigation ermöglicht werden. Für 2023 sei geplant, die Einbindung des PTV Navigator G2 in mobile Lösungen von Drittanbietern für Android und iOS zur ermöglichen.
Quelle: https://logistik-heute.de/
Ersatzteile: TVH digitalisiert weltweites Logistiknetzwerk
Der belgische Spezialist für Maschinenersatzteile TVH will künftig cloudbasierte Logistiksoftwarelösungen und die Kooperation zwischen Körber und Accenture zur Optimierung seines weltweiten Logistiknetzwerks nutzen: Der Technologiekonzern Körber und die Beratungsgesellschaft Accenture haben am 15. November mitgeteilt, dass Thermote & Vanhalst (TVH) die Einführung des Körber „K. Motion Warehouse Management System“ (WMS) und „K.Motion Warehouse Control System“ (WCS) beauftragt hat. Die Implementierung soll laut einer Pressemitteilung an 48 Standorten auf fünf Kontinenten, darunter Läger in Nord- und Südamerika, Westeuropa, Südafrika und China erfolgen. Dabei werde Körbers WMS/WCS mit einer Cloud kombiniert, heißt es
„Für uns war es besonders wichtig, dass wir unsere Logistiktechnologie aus einer Hand beziehen können, und das hat Körber ermöglicht“, erklärt Kris Thermote, VP Logistics & Supply Chain International bei TVH. „Das breite Technologie-Portfolio bietet auch die Perspektive, später weitere Optimierungen umzusetzen. Zusammen mit der Implementierungskompetenz von Accenture sind wir gut aufgestellt, unsere Wachstumsziele zu verwirklichen und neue Chancen zu nutzen, sobald sie sich ergeben.“
Hohes Maß an Cyber- und Datensicherheit
Vor zwei Jahren startete TVH zusammen mit dem strategischen Partner Accenture in das Modernisierungsprojekt. Ausgangspunkt war der Pressemitteilung zufolge die Entwicklung einer Roadmap, die den Wachstumsplänen des Konzerns Rechnung trägt und dabei sowohl eine Optimierung der globalen Fulfillment-Abläufe als auch die Entwicklung eines auf die Logistikstrategie der Unternehmensgruppe maßgeschneiderten Lager-Templates vorsah.
Das bestehende System von TVH sei an seine Grenzen gestoßen, hieß es. Das Unternehmen entschied sich für eine anpassungsfähige Lösung von Körber, mit der sich die aktuellen Anforderungen adressieren und künftige Anpassungen flexibel vornehmen lassen sollen. Die cloudbasierte Lösung überzeugte dem Unternehmen zufolge mitunter durch ein hohes Maß an Cyber- und Datensicherheit. Die Kompetenz von Körber, ein umfassendes Warehouse Control System (WCS) für die hochautomatisierten Standorte von TVH aus einer Hand zu liefern, sei das ausschlaggebende Kriterium in diesem ambitionierten Projekt gewesen.
Quelle: https://logistik-heute.de/
Grüne Logistik
Nachhaltigkeit steht bei vielen Unternehmen inzwischen ganz oben auf der Agenda. Dabei liegt der Fokus oft nur auf der Senkung eigener Emissionen. Doch auch Lieferketten müssen in Zukunft anders konzipiert werden. 2023 tritt das im letzten Jahr verabschiedete Lieferkettengesetz in Kraft. Es verpflichtet Firmen, dafür zu sorgen, dass ihre Zulieferer und Lieferanten Menschenrechte und bestimmte Umweltschutzrichtlinien berücksichtigen.
Ob Energiekrise, Klimawandel oder unterbrochene Lieferketten: Kaum eine Branche ist derzeit so gebeutelt wie die Logistik. Der bislang eher diskret agierende Wirtschaftsbereich entscheidet heute darüber, ob Unternehmen in Deutschland mit ihren Produkten überleben können. Besser dran sind Unternehmen, die nachhaltiger handeln.
Sicher, das Thema ist schon lange auf dem Tisch. Nachhaltigkeit steht bei vielen Unternehmen ganz oben auf der Agenda. Doch konkrete Umsetzungsmaßnahmen haben bisher oft gefehlt. Ende vergangenen Jahres hatte eine Green-Logistics-Studie gezeigt, dass zwar viele Unternehmer Nachhaltigkeit für sehr wichtig halten, aber dabei eher an die eigenen Emissionen denken, statt an ihre Lieferketten. Das hat sich heute geändert. Längst reicht es nicht mehr, sich mit grünen Attributen zu schmücken und eine flotte Broschüre zu texten. Die Nachhaltigkeit in ihren drei Dimensionen schlägt bei den Unternehmen mit voller Wucht ein. Ökologisch durch eine ganzheitliche Betrachtung des unternehmerischen Handelns. Sozial mit hohen Standards in der Produktion und Beschaffung. Und ökonomisch durch steigende Effizienz und höhere Qualität.
Die Gründe dafür sind einfach: Da sind zum einen die Klimaziele, die in der aktuellen Energiekrise kurzfristig aus dem Blick geraten, langfristig aber unabdingbar an Bedeutung gewinnen. Das umweltpolitisch verschlafene vergangene Jahrzehnt hat dazu geführt, dass Ziele wie die Klimaneutralität bis 2050 oder eine Verringerung der CO2-Emissionen um 55 Prozent bis 2030, wenn überhaupt, nur mit größter Anstrengung erreichbar sind. Zweitens der Nachwuchsmangel: Wer künftig Fachkräfte für sein Unternehmen einstellen oder halten will, muss einiges tun.
Gerade in der Logistik, denn bis 2050 wird weltweit eine Verdreifachung der Transportleistung erwartet. Und drittens der ökonomische Erfolg: Operative Exzellenz und Kosteneffizienz in der Fertigung sind gefragt. Hinzu kommt, dass angesichts der explodierenden Energiekosten Ineffizienz und Verschwendung nicht mehr bezahlbar sind.
Drang zu mehr Nachhaltigkeit
Wie der Drang zu mehr Nachhaltigkeit konkret die Unternehmenswelt verändert, schilderte Barbara Frenkel, Beschaffungsvorstand bei Porsche, auf dem Logistikongress Ende Oktober in Berlin. „Wir sind Zeugen eines massiven Wandels in der Autoindustrie“, sagte Frenkel. „In den kommenden Jahren werden wir so tiefgreifende Veränderungen erleben wie in den vergangenen 50 Jahren nicht.“ Der Automobilhersteller plane, all seine Lieferketten auf mehr Nachhaltigkeit umzustellen. Mehr als 7.000 Partner – vom großen Systemlieferant zum kleinen Spediteur und Dienstleister – würden daran beteiligt. Zwar geben die Ausschreibungen von Porsche schon seit drei Jahren Nachhaltigkeitskriterien vor – ein sogenanntes Sustainability-Rating entscheidet über die Vergabe von Aufträgen. Nun müssen die Zulieferer und Dienstleister auch erneuerbare Energiequellen nutzen. Und schließlich ist Porsche verpflichtet, dafür zu sorgen, dass in den Lieferketten korrekte Arbeitsbedingungen herrschen. „Logistik ist für Porsche ein Erfolgsfaktor. Unser Ziel ist es, Probleme früh zu erkennen und zu beseitigen“, so Frenkel. Mithilfe einer massiven Digitalisierung will Porsche seine zahlreichen Lieferanten im Blick behalten.
So wie Porsche wollen viele Unternehmen durch digitale Verknüpfung von Informationen die Logistik besser und nachhaltiger steuern. Dabei stehen Industrie und Handel vor einem großen Problem. Denn viele Zulieferer können die Nachhaltigkeit ihrer Leistungen und Produkte nicht belegen. Nicht nur, weil es an digitalen Tools mangelt, um die Daten über die passende Schnittstelle ans große Ganze des Kunden zu überspielen. Sondern weil ihm diese Informationen einfach fehlen. Denn die Auftraggeber der Transportdienstleistungen hatten bislang kaum ein Interesse an den CO2-Daten der operativ tätigen Unternehmen.
Studien der vergangenen Jahre zeigen, dass vor allem kleinere und mittlere Unternehmen gar nicht wissen, welche Emissionen sie in welcher Höhe bewirken. Mehr als die Hälfte der Spediteure führen keinerlei Berechnungen durch, um den CO2-Ausstoß ausweisen zu können. Das aber ist notwendig, um künftig Aufträge etwa der Autohersteller zu erhalten, welche die Nachhaltigkeit ihrer Lieferketten als Wettbewerbsfaktor begreifen. Das bietet den Unternehmen wiederum Chancen: Denn weil der CO2-Ausstoß im Straßengüterverkehr weiter wächst und die Transportleistung zunimmt, sind jene Unternehmen im Vorteil, die ihre CO2-Daten nachweislich erheben und weitergeben können.
Per Gesetz zur nachhaltigen Lieferkette
Nachhaltigkeit in ihrer sozialen und ökologischen Dimension ist nun per Gesetz in Deutschland vorgeschrieben. Das 2021 verabschiedete sogenannte Lieferkettengesetz (LkSG) tritt Anfang 2023 in Kraft und verpflichtet Unternehmen, ihre Zulieferer und Lieferanten daraufhin zu kontrollieren, dass sie Menschenrechte und bestimmte Umweltschutzrichtlinien berücksichtigen. Für die Logistik hat das naturgemäß große Auswirkungen. Denn nun müssen die Planer nicht mehr allein die Sicherheit und Resilienz ihrer Supply Chains im Blick behalten, sondern auch überprüfen, ob ihr eigener Erfolg möglicherweise darauf beruht, dass die Dienst- und Subdienstleister unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten. Dabei ist die Regelung in Deutschland nur ein Vorgeschmack auf die EU-Richtlinie, die in absehbarer Zeit verabschiedet werden soll – und voraussichtlich noch strikter ausfällt, wie Fachleute schätzen.
Konkret bedeutet das, dass Unternehmen wie die Autohersteller die Herkunft vieler Rohstoffe im Blick nehmen müssen: „Das ist bei den Zulieferern aus dem Rohstoffbereich, bei Kautschuk beispielsweise, nicht so einfach“, so Porsche-Beschafferin Frenkel im Oktober. Auch Handelsunternehmen stehen vor einem enormen Aufwand: Bei EDEKA zum Beispiel sind es 3.600 selbstständige Kaufleute mit ihren 5.700 Edeka-Vollsortiment-Geschäften, die mit 280.000 unmittelbaren Dienstleistungs- und Warenlieferanten zu tun haben. „Das ist eine große Anstrengung“, sagte Dr. Jochen Baier, Senior Legal Counsel beim EDEKA-Verband bei einem Treffen im Oktober. Allerdings müsse Edeka als Kunde nicht alle Subdienstleister kontrollieren, sondern könne auf die Sorgfaltspflicht des Vertragspartners verweisen.
Quelle: https://www.inpactmedia.com/
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